Tesla Model 3: Reichweite des „Volks-Tesla” im Winter

Mit seinen Produkten hatte Tesla bei Markteintritt den bisherigen Status Quo ordentlich aufgemischt. Besonders beliebt ist das Tesla Model 3, unter anderem wegen dem erträglichen Preisschild, aber auch der ordentlichen Reichweite. Wie weit ihr tatsächlich kommt, hängt aber gänzlich von der genauen Version des Fahrzeugs ab – so wie auch vom Wetter. Wir haben ausprobiert, wie groß die Reichweite des Tesla Model 3 im Winter wirklich ist.

Wollt ihr selbst mal in einem Tesla sitzen, könnt ihr das bei uns sowohl im Carsharing in München tun, als auch über unsere Rental-Flotte. Bei uns könnt ihr in vielen deutschen Städten das Tesla Model 3 Performance mieten.

Tesla Model 3 Reichweite im Winter: Es gibt kein schlechtes Wetter, …

… nur die falsche Kleidung. Wer hätte gedacht, dass der alte Spruch auch für den fahrbaren Untersatz zutrifft? Die meisten nehmen nach wie vor an, dass Elektroautos im Winter garantiert die falsche Wahl sind. Dabei muss das nicht sein. Um das zu beweisen, haben wir unser Tesla Model 3 Performance bei eisigen Temperaturen aus der Garage geholt. Wir wollten wissen, wie weit wir bei Minusgraden tatsächlich kommen.

E-Auto im Winter: So wurde getestet

Los geht es bei unserem Büro in Schwabing in München. Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt. Die Straßen sind immerhin trocken – kein Eis, kein Schnee. Das sind ideale Bedingungen für unseren Test. Die Heizung muss noch nicht zu stark arbeiten, aber die Winterjacke kommt trotzdem in den Kofferraum.

Unser Carsharing-Tesla ist voll, die verfügbare Reichweite steht bei 460 Kilometern – schau’n mer mal, dann sehn mer scho, wie schon Franz Beckenbauer zu sagen pflegte.

Ob das Versprechen eingehalten werden kann, erfahren wir aber ganz sicher nicht im Stadtverkehr. Also raus aus München – die Landstraße ruft. Dass das einem der Stadtverkehr in der Automobil-Hochburg München nicht leicht macht, ist nicht weiter schlimm. Einerseits gibt es dem Akku die Gelegenheit, langsam warm zu werden, andererseits ermöglicht uns das ständige Start und Stop an den Ampeln, euch eine realitätsnahe Einschätzung zu geben.

Ansonsten ist der Plan, möglichst viel Landstraße zu fahren und auf der Autobahn auf direktem Wege gerade so zurück nach München zu kommen. Endlich überqueren wir die Stadtgrenzen Münchens.

Wie performt der Tesla im Selbsttest? Die reale Reichweite

Wir begeben uns auf die A9, biegen auf die A99 in Richtung Aschheim ab und verlassen die Autobahn in Richtung Ismaning. Es geht in Richtung Freising über Erding, dann weiter in die Hallertau nach Wolnzach – immer über die Landstraße. Bei Aiglsbach geht es zur Abwechslung kurz auf die A93, bald verlassen wir die Autobahn aber wieder, um in Kelheim an der Befreiungshalle vorbeizufahren.

Durchs Altmühltal geht es weiter nach Beilngries, Kinding und Eichstätt. Hier sind wir bereits jenseits der 50% Ladestand, dabei sind wir erst knapp 230 Kilometer gefahren. Bevor wir wirklich nicht mehr heimkommen, entscheiden wir uns für die Heimfahrt – aber natürlich nicht ohne einen letzten Stresstest. Das bedeutet Autobahn.

Die Schilder der A9 fliegen an uns vorbei, die Kapazität des Akkus sinkt besorgniserregend schnell. Aber das Tesla Model 3 Performance hält sich wacker. Als wir an unserem Rental Hub an der Motorworld in München ankommen, liegt der Kilometerstand bei 330. Trotzdem zeigt uns der Bordcomputer an, dass noch ganze 60 Kilometer möglich sein würden. Realistisch wären wahrscheinlich noch 50 gewesen.

Wir geben uns aber zufrieden und kommen so auf eine Gesamtreichweite von zirka 385 Kilometern im Winter. Für das Wetter ist das immer noch ein solider Wert, aber an die WLTP- oder die zuvor versprochene Reichweite kommt der Tesla dennoch nicht ran.

Tesla Model 3 Reichweiten: Harte Konkurrenz für Mercedes, BMW und Co.

Mit dem Tesla Model 3 Performance schafft ihr also auch im Winter fast 400 Kilometer. Das beantwortet aber die Frage nach der Reichweite des Model 3 nur bedingt – schließlich gibt es mittlerweile verschiedene Versionen, die sich zwar den Namen teilen, aber teils massiv voneinander unterscheiden. Nicht zuletzt auch bei der WLTP-Reichweite.

Wer mit der WTLP-Angabe nicht viel anfangen kann, dem erklären wir die Bedeutungen von WLTC und WLTP in einem gesonderten Magazin-Beitrag.

Tesla Model 3: 1 Modell, viele Varianten

Bevor wir euch auf die Frage nach der Reichweite des Model 3 eine definitive Antwort geben können, müssen wir euch zuvor erst die populärsten Varianten des Model 3 vorstellen. Denn davon gibt es gar nicht mal wenige. Immerhin werden aktuell nur drei Versionen des Model 3 gebaut: eines mit Heckantrieb (RWD), eines, das mit Allradantrieb und Langstrecken ausgelegt (Long Range AWD), sowie das Performance-Modell. 

Als eines der etabliertesten E-Autos auf dem Markt – 2017 lief das erste Model 3 vom Band – gibt es davon einige Versionen, die so nicht mehr verfügbar sind, doch noch auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind. Erst Ende 2023 erhielt das Model 3 ein weiteres Update plus Facelift, die neuen Modelle fahren seit Anfang 2024 herum. Bei den neuen Performance-Modellen gibt es sogar Unterschiede, je nachdem, wo sie gebaut werden. Das Modell aus Fremont fährt maximal 229 km/h schnell bei einer Batteriekapazität von 82 kWh, das aus Shanghai schafft 262 km/h bei 79 kWh.

Übersicht zu Leistung und Reichweiten des Tesla Model 3

Damit ihr einen ordentlichen Überblick über Reichweiten und Co. habt, haben wir euch die wichtigsten Daten zu den bis 2023/2024 aktuellen sowie den neuen Modellen in einer Tabelle aufgeschlüsselt. 

Die geschätzte, reale Reichweite (GRR) orientiert sich an idealen Bedingungen für das Auto – wir gehen von knapp 20 bis 23 Grad Celsius aus, die Klimaanlage bzw. die Heizung bleibt aus. Im Winter oder im Sommer kommt ihr selbstverständlich nicht so weit, schließlich sind die genannten Energiefresser im Einsatz. Die unter diesen Umständen geschaffte Reichweite nennen wir minimale GRR.

Falls ihr den Bericht gerade mobil lest: Bitte rotiert euer Handy kurz um 90 Grad, damit ihr die Tabelle leichter lesen könnt.

Modell RWD (alt) Long Range AWD (alt) Performance (alt) RWD (neu) Long Range AWD (neu) Performance (neu)
Höchstgeschwindigkeit 225 km/h 233 km/h 261 km/h 201 km/h 201 km/h min. 229 km/h
0-100 km/h 5,8 s. 4 s. 3,1 s. 5,8 s. 4,2 s. 2,9 s.
Batteriegröße 57,5 kWh min. 75 kWh min. 75 kWh 57,5 kWh 82 kWh min. 79 kWh
maximale Ladeleistung (DC) bis zu 170 kW bis zu 250 kW bis zu 250 kW bis zu 170 kW bis zu 250 kW bis zu 250 kW
Reichweite (WLTP) 491 km min. 560 km 567 km 513 km 629 km 528 km
Geschätzte reale Reichweite (GRR) 475 km 560 km 530 km 490 km 585 km 540 km
Minimale GRR 335 km 400 km 385 km 345 km 415 km 390 km

Akku schonen im Winter: So kommt ihr weiter

Hitze und Kälte gehören zu den größten Feinden von E-Autos. Bei Minusgraden leidet der Akku sichtlich. Dennoch gibt es ein paar Tipps und Tricks, mit denen ihr sicher nicht am Straßenrand stehen bleibt.

Rekuperation: Strom beim Fahren generieren

Der erste hat mit der Rekuperation zu tun, also der Rückführung von Energie in den Akku beim Bremsen bzw. Verzögern. Teils braucht ihr hierfür die Bremsen gar nicht – beim BMW i3 zum Beispiel müsst ihr eigentlich nur vom Gaspedal gehen.

Nutzt ihr die Rekuperation vollends aus, am Besten in Verbindung mit dem Eco-Modus (wenn verfügbar) und vorausschauendem Fahren, schafft ihr es auch im Winter weit. In unserem Test sind wir nicht sonderlich sparsam gefahren – ansonsten hätten wir sicher die 400-Kilometer-Marke geknackt.

Besonders im Winter: Schnellladen vermeiden

Man sollte nicht immer schnell laden. Sogenannte Schnarchladungen können helfen, die Batteriekapazität auf lange Sicht zu schonen. Besonders bei Minusgraden ist das empfehlenswert.

Denn schon bei wenigen Grad unter Zimmertemperatur verlangsamen sich die elektrochemischen Prozesse in den Batteriezellen. Damit steigt der elektrische Innenwiderstand. Wollt ihr da per Schnellladestation nun möglichst viel Strom in kurzer Zeit reinprügeln, kann es zu Ionen-Kollisionen kommen. Auf lange Sicht riskiert ihr so eure Reichweite und Akkukapazität.

  • Ladet also mit niedrigen Stromstärken.
  • Ausnahmefall ist hier, wenn ihr gerade von einer längeren Fahrt zurückkehrt. Dann ist der Akku schließlich bereits warm.
  • Bietet euer Wagen intelligentes Wärmemanagement, ist das im Winter Gold wert. So verteilt er entstehende Hitze nämlich auf Antrieb, Batterie und Innenraum – der Ladevorgang dauert dadurch vielleicht etwas länger, dafür schont ihr den Wagen.

CarVia-Fazit: Ist das Tesla Model 3 das perfekte E-Auto?

Tesla hat es allen gezeigt. Seitdem das Model Y, Model 3 und Model S auf dem Markt sind, hat es die Marke geschafft, fast synonym mit Elektroautos als Ganzes zu werden. Dabei lief Elon Musk selbst Volkswagen, Mercedes, BMW und Co. den Rang ab – erst in jüngeren Jahren holten deutsche und chinesische Hersteller den amerikanischen Autobauer nicht nur technologisch, sondern auch hinsichtlich der Umsätze ein. Erst 2023 hatte BYD mehr E-Autos verkauft als Tesla.

Die lange Vormachtstellung verdankt Tesla nicht nur dem beliebten Tesla Model Y, sondern auch dem „Volks-Tesla”, dem Model 3. Das liegt nicht nur daran, dass es der günstigste Tesla ist, sondern auch an der richtig guten Reichweite – auch, wenn die WLTP-Reichweite nicht wirklich zutrifft, wie der Selbsttest zeigt.

Aber selbst, wenn euch selbst 400 Kilometer bei schlechten Bedingungen nicht ausreichen sollten und ihr die Batterie oft komplett leer zuzelt, dann ist das immer noch kein Argument gegen das Tesla Model 3. Das Supercharger-Netzwerk, in das Tesla schwer investiert hat, zahlt sich für Kunden voll aus. Es ist selten, dass ihr keiner einzigen Ladesäule begegnet, besonders, weil euch der Bordcomputer des Autos explizit darauf hinweist. Am Supercharger seid ihr selbst mit der Basis-Version des Model 3 innerhalb von 25 Minuten (Ladezeit von 10 auf 80 Prozent) wieder unterwegs.

Alles in allem ist das Tesla Model 3 wahrscheinlich das alltagstauglichste E-Auto auf dem Markt. Der Preis stimmt, die Lade-Infrastruktur ist gut, der Preis ist okay (für einen Stromer) und die Reichweite selbst bei den Basis-Versionen ordentlich. Unter anderem deswegen findet sich das Model 3 schließlich auch in unserer Flotte.

Wollt ihr selbst ausprobieren, wie weit ihr damit kommt, könnt bei uns das Tesla Model 3 Performance mieten. Alternativ bieten wir auch andere E-Autos für den direkten Vergleich an. Schaut euch gleich unsere ganze Flotte an – es ist garantiert etwas für euch dabei.

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