Porsche Taycan: Reichweiten-Angst im Elektro-Supersportwagen?

Mit dem Taycan hat die Edel-Manufaktur Porsche gezeigt, dass sie nicht nur Verbrenner perfekt umgesetzt bekommen – der Taycan ist ein echter Supersportwagen, so wie man es von den Stuttgartern kennt. Doch auch Porsche sieht sich mit der Gretchenfrage für Stromer konfrontiert: „Wie weit kommt er denn?” Alles zum Porsche Taycan und seiner Reichweite lest ihr in diesem Blog-Beitrag.

Supersportwagen mit Elektroantrieb gibt es mittlerweile mehrere, doch der Porsche Taycan steht für sich allein. Das liegt schlicht daran, dass die Porsche-Identität in jedem Detail wiederzufinden ist. Das mag abstrakt klingen, man versteht es aber sofort, wenn man im Fahrersitz Platz nimmt. Wollt ihr wissen, wie sich das anfühlt, könnt ihr bei uns den Porsche Taycan mieten.

Porsche Taycan Reichweite: Alle Modelle im Vergleich

Porsche hat seit Produkteinführung 2019 einige Stellschrauben angezogen – der neueste Taycan ist stärker, sieht besser aus, fährt sparsamer. Mit einem bloßen Facelift hat sich Porsche mit der Modellpflege 2024 nicht zufrieden gegeben, die Stuttgarter haben Antrieb und Akku komplett überarbeitet.

Beispiele dafür sind einerseits die neue Zellchemie, mit der der Elektro-Sportler mit einer bis zu 10 % höheren Energiedichte angeben kann. Andererseits zieht der Taycan auch aus der Rekuperation jetzt noch mehr Kraft als vorher. Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf all die vielen größeren und kleineren Modifikationen, mit der Porsche mit der Crème de la Crème der Elektro-Welt konkurrieren möchte (Quelle: ADAC).

Doch gäbe es nur den einen Porsche Taycan, dann wäre der Blog-Beitrag schnell abgehandelt. Stattdessen gibt es mittlerweile neue 5 Versionen des schwäbischen Elektrosportlers – den Sport und Cross Turismo ausgenommen: allen voran die Basisvariante mit Heckantrieb.

Taycan mit Heckantrieb: Wie lange geht der quer?

Selbst beim „bescheidensten" Taycan mit Heckantrieb kann man weitere Abstriche machen. Je nachdem, wie viel Geld ihr ausgebt, habt ihr etwas mehr oder weniger Batteriekapazität. Es gibt einmal 82 Kilowattstunden (kWh) und dann noch 97 kWh. Damit beide in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde sprinten können, hat die kleinere Version 300 Kilowatt (kW) oder – ganz altmodisch 408 PS – Power, die Motoren der größeren Variante spucken schon 320 kW aus.

Der Top Speed liegt bei knapp 230 Kilometer pro Stunde. Wenn ihr Gas gebt, verbraucht ihr aber statt minimal 16,7 Kilowattstunden schnell 20 kWh. Fahrt ihr mit der kleineren Batterie herum, reicht euch diese laut WLTP 503 bis 590 Kilometer – wie weit ihr wirklich kommt, das variiert je nach Fahrweise, Beladung und ob ihr den Akku wirklich komplett leer fahrt. 500 Kilometer sind es aber keinesfalls, viel wahrscheinlicher sind um die 350 km – solltet ihr etwas sportlicher fahren und die Traktionskontrolle bei ein paar schönen Kurven mal ausschalten, dann dürfte das noch deutlich geringer ausfallen.

Da man aber an der Schnell-Ladesäule schon in 18 Minuten wieder vollgeladen hat, ist das auch nicht so schlimm – Voraussetzung ist natürlich, dass die Station auch 320 kW abgibt.

Mit der Grundausstattung und der kleinen Batterie kostet euch der Taycan mit Heckantrieb schon über 101.000 Euro. Für einen umweltbewussten Familienwagen mit genug Platz für Kindersitze hinten ist das ja heutzutage noch okay, oder? Wenn euch das trotzdem etwas zu teuer ist, könnt ihr euch den Porsche-Stromer auch einfach bei uns im Carsharing in München ausprobieren. Dort kostet der Sportwagen nämlich nur 69 Cent pro Minute.

Wie es so ist, mit dem Taycan unterwegs zu sein und stets über die nächste Lademöglichkeit nachzudenken, das haben wir im Selbsttest erfahren – in unserem Magazin-Beitrag zum Thema „Porsche Taycan laden” schildern wir euch unsere Eindrücke.

Porsche Taycan 4S Reichweite: Allrad, aber Elektro

Wer gern alles im Griff hat, der ist mit dem Porsche Taycan 4S vermutlich noch besser beraten. Im 4S bringen nämlich die zwei Synchronmotoren Power auf alle 4 Räder. Damit kann man die Kraft auch in der Kurve richtig nutzen – wie bei der Version mit Heckantrieb gibt es auch hier 2 verschiedene Versionen. Die erste hat wieder eine 82 kWh starke Batterie, die zweite 97 kWh.

Die Modelle beschleunigen in unter 4 Sekunden – 3,7 Sekunden, um genau zu sein – von 0 auf 100 km/h. Die AWD-Variante mit 82-kWh-Batterie kommt mit 340 kW aus, im Overboost-Modus schafft sie in der Spitze 400 kW. Damit die schwerere Version mit größerer Batterie mithalten kann, hat Porsche ihr 380 kW und im Boost sogar 440 kW, also fast 600 PS, spendiert. Mit 4 Rädern sind 20 km/h maximal mehr als bei der Basisversion drin.

Viel wichtiger ist aber die Reichweite – trotz der Annahme, die Basis-Version sollte gemessen an der Anzahl der Motoren weniger verbrauchen, sind die Reichweiten der Taycan-4S-Versionen besser. Kleinere Batterie, kürzere Strecke: 474 bis 557 Kilometer sind laut WLTP möglich. Habt ihr in einen größeren Speicher investiert, kommt ihr offiziell zwischen 549 und 642 Kilometer weit. Realitätsnaher ist allerdings eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometer. Schätzt ihr konservativ, seid ihr garantiert besser beraten.

Reichweiten des Porsche Taycans: Turbo, Turbo S und Turbo GT

Eigentlich sind die stärksten 3 Modellversionen des Taycans ja eher unglücklich benannt. Schließlich findet sich ja unter der Motorhaube kein Turbolader – trotzdem bieten die Modelle irrsinnige Power, ganz ohne Turbo-Lag.

Die Hochleistungsmodelle glänzen allesamt mit der 97-kWh-Batterie, die Reichweiten unterscheiden sich teils massiv. Kein Wunder, wenn man sich die Technischen Details zum Antrieb genauer ansieht:

Modell Turbo Taycan Turbo S
Turbo GT
Leistung 520 bis 650 kW 570 bis 700 kW 580 bis 760 kW
0-100 km/h 2,7 s. 2,4 s. 2,3 s.
Höchstgeschwindigkeit 260 km/h 260 km/h 290 km/h

In den Turbo GT hat Porsche aus einem unerfindlichen Grund sogar Motoren mit insgesamt 789 PS verbaut – im Overboost bei Launch Control steigt die Leistung auf 1.034 PS. Damit ist ein maximales Drehmoment von 1.240 Newtonmetern verbaut – für einen Wagen, der direkt aus der Fabrik kommt, ist das purer Wahnsinn.

Laut WLTP kommen der „normale” Turbo sowie Turbo S beide auf 557-630 km, der Turbo GT schafft diese Reichweite offiziell nicht. Hier sind bei 528-554 km Schluss. Wie auch bei den weniger brachialen Versionen des Taycans werden die Fahrzeuge aber schon weit davor schlappmachen. Reichweiten von knapp 350 bis maximal 400 Kilometer scheinen deutlich wahrscheinlicher. Spielt ihr etwas zu sehr mit dem Gas, ist eure Batterie schon viel eher tot – dass dürfte dann aber niemanden überraschen.

Porsche Taycan: Stuttgart auf Stromer-Kurs

Schon 2015 kündigte Porsche an, dass auf Basis der Konzeptstudie Mission E ein Serienfahrzeug entstehen solle. Dass da Augenbrauen gehoben und Nasen gerümpft wurden, das überrascht kaum, zumal 2015 nur ein Bruchteil der jetzt verfügbaren Ladepunkte verfügbar war. 

Doch Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume wollte noch höher hinaus: In der Entwicklung sollte neben dem vollelektrischen Antrieb auch die notwendige Technologie für Autonomes Fahren auf SAE-Level 4 verbaut werden.

Wenn ihr damit noch nichts anfangen könnt, werft einen Blick auf den Magazin-Beitrag, in dem wir die Stufen des Autonomen Fahrens beleuchten.

Als dann 2019 die ersten Modelle Taycan Turbo mit 500 kW und Taycan Turbo S mit 560 kW eingeführt wurden, wackelte sogar Tesla’s Krone als Elektro-Powerhouse. Plötzlich hatten die Amerikaner ernstzunehmende Konkurrenz zum Model S.

Taycan: Ein Name für Mission E

Eine vielleicht überraschende Herausforderung war die Namensfindung. Insgesamt standen über 600 Ideen zur Auswahl, anhand derer Marketing-Experten sich für den einen perfekten Namen für die Elektro-Limousine entscheiden sollten.

Einfach soll das nicht gewesen sein, da diese Vorschläge in über 20 Sprachen verfasst worden waren. Jeweils 2 Muttersprachler wurden zur Beratung herangezogen, letztlich wurde Taycan gewählt. Der Name besteht aus den türkischen Worten „Tay” und „Can”, die so viel bedeuten wie „Fohlen” und „Seele”. Damit ist einerseits ein Neubeginn für das tänzelnde Pferd in der Mitte des Porsche-Logos angedeutet. Andererseits passt es hervorragend zu dem Slogan des Fahrzeugs „soul. electrified”.

Dass der Name auch japanisch gelesen kann, das ist ein glücklicher Bonus – „taikan" kann mit „physischer Erfahrung" übersetzt werden. Das passt gut zum Rennstrecken-tauglichen Porsche-Stromer und der unmittelbaren Beschleunigung, die euch mit Gewalt in die Sitze drückt. 

Porsche am Scheideweg: Elektrischer Boxster & Cayman

Selbst die Kultmarke Porsche, die mit dem 911 seit Jahrzehnten die Messlatte für Sportwagen setzt, bleibt nicht von der zunehmenden Elektrifizierung verschont. Zuerst kam der Taycan, 2024 hat es den Macan erwischt. Auch, wenn der heiß geliebte Elfer seinen Verbrennungsmotor noch behalten darf, so knöpft man sich nun die kleinen Geschwister vor.

Sowohl 718 Boxster als auch 718 Cayman emanzipieren sich 2025 – mit der dann erscheinenden Baureihe 983 sind die beiden Modelle dann komplett batterieelektrisch. Seit der Vorstellung des Konzepts Mission R im Jahr 2021 brodelt die Gerüchteküche ordentlich, besonders über das Aussehen des Coupés bzw. des Cabrios war man sich noch recht uneinig. Nachdem der neue Boxster Anfang 2024 bei einer Testfahrt gesichtet wurde, steht nun fest, dass er sich zumindest große Teile der Front mit dem Cayman teilen wird. Wie genau der 718er letztlich aussehen wird, erfahren wir hoffentlich bald.

CarVia-Fazit: Porsche gewohnt genial?

Mit dem Porsche Taycan hat sich Porsche mit Tesla angelegt und das an einer Front, die dem Stuttgarter Unternehmen bisher unbekannt war. So schlägt das (erste und schwächste) Model S im direkten Vergleich fast in jeder Sicht den (ersten und schwächsten) Taycan.

Bei den leistungsstärksten Versionen, dem Model S Plaid sowie der Taycan Turbo GT sind die Unterschiede mittlerweile minimal; bei vielem ist der Turbo GT sogar deutlich besser. Ein kleines Detail sollte man hierbei aber noch bedenken: Der Tesla kostet knapp 108.000 Euro, während der GT – nicht mal in der Weissach-Version – bei 240.000 Euro liegt.

Am interessantesten ist aber noch immer die Alltagstauglichkeit der Taycan-Versionen. Mit dem Facelift sind glücklicherweise auch die Reichweiten dank größerer Akkus nach oben gegangen, doch noch ist die Porsche-E-Formel nicht perfekt. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie die kleinen, elektrisierten 718er Boxster und Cayman nächstes Jahr werden. Schließlich ist noch nicht viel bekannt.

Wer unbedingt nochmal einen Porsche 718 mit Verbrennungsmotor – egal, ob mit oder ohne Dach –, direkt einen 911er oder verschiedene Versionen des Taycans ausprobieren möchte, der besucht am besten direkt unsere Homepage. Über unsere Buchungsmaske findet ihr schnell heraus, welche Autos wann verfügbar sind und das zu einem fairen Preis.

CarVia Magazin

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