BMW iX1 Reichweite: Hitze-Test im Sommer

Auch bei BMW hält der Hype um Elektro-SUVs an. Neben Kälte ist aber auch Hitze ein massives Problem für die Akkus von E-Autos – so zumindest der weitverbreitete Glaube. Ob das stimmt, das wollen wir selbst überprüfen. Der BMW iX1 soll besonders sparsam sein, daher testen wir, wie weit der SUV im Hochsommer wirklich kommt.

Als Autovermietung haben wir das Glück, die Autos selbst testen zu können. Auch, wenn ihr bei uns Autos wie den iX1 mieten könnt, testen wir vollends unvoreingenommen und fair. Wenn ihr unserem Ergebnis nicht traut, könnt Ihr es jederzeit widerlegen. Den iX1 findet ihr in unserer Carsharing-Flotte in München – das SUV könnt ihr euch bis zu einem Monat lang ausleihen. 

Mit dem E-Auto in den Urlaub: Reichweiten-Angst bei Hitze?

Wenn der Asphalt glüht und die Sonne niederbrennt, dann geht die Urlaubssaison los. Man überlegt sich immer häufiger, mit dem E-Auto loszufahren – entweder mit dem Mietwagen oder dem eigenen. Die Punkte dafür liegen auf der Hand: Man fährt umweltbewusster und spart Geld beim Tanken. Bevor man sich überhaupt auf den Weg nach Italien macht und am Irschenberg oder dem Brenner vorbeisaust, kommen jedoch Zweifel auf: Stimmt hierfür die Reichweite? Beeinträchtigt die Hitze im Sommer den Akku?

Nach unserem Test des BMW iX1 xDrive30 können wir sicher sagen: Ja, zumindest beim BMW stimmt die Reichweite und nein, es ist alles im grünen Bereich. Die verfügbare Reichweite liegt bei zirka 370 Kilometern – das ist okay und liegt auch so ziemlich da, wo auch der ADAC den iX1 nach seinem im Eco-Test verortet hat (zur Quelle).

BMW iX1: Elektro-Reichweite im Test

Der iX1 soll das kleinste Elektro-SUV aus dem Hause BMW sein, doch wenn man drin sitzt, will man das gar nicht glauben. Der Stromer gleicht dem X1, seinem Hybrid-Pendant, bis auf die blauen Karosserie-Teile an Front, Heck und Seite. Unter der Haube befindet sich allerdings kein 1,5-Liter-Motor, sondern ein 230 kW (313 PS) starker Elektromotor, der ein Drehmoment von 494 Nm auf die Fronträder bringt.

Besonders sparsam soll der iX1 sein, doch mit der WLTP-Angabe von 436 Kilometern geben wir uns nicht zufrieden. Stattdessen testen wir selbst – denn zufälligerweise ist einer unserer Mietwagen in Zell am See wegen einem Platten liegen geblieben. Also ab in den vollgeladenen Beamer und zu zweit mit Ersatzwagen von Schwabing in München aus ab nach Österreich.

Wer mit der WTLP-Angabe nicht viel anfangen kann, dem erklären wir die Bedeutungen von WLTC und WLTP in einem gesonderten Magazin-Beitrag.

BMW iX1 unter Feuer: So haben wir getestet

Da es leider schnell gehen muss, ist keine Zeit, um dem Akku wegen mit einer schonenden Fahrweise groß Rücksicht zu nehmen. Andererseits wäre es so auch kein Härtetest. Wir verlassen München und es geht sofort auf die A8, um später nicht mit leerem Akku im Feierabendverkehr stecken zu bleiben. Bei Rosenheim biegen wir ab auf die A93.

Bevor wir in Oberaudorf endlich auf die Landstraße und die Grenze überfahren, halten wir kurz für ein Pickerl an. Die B172 windet sich bis nach Kössen, dann verlassen wir sie auf die Erpfendorfer Landstraße. Auf den letzten Ortsschildern steht Gumping und Saalfelden, bis wir endlich in Zell am See ankommen. Bis dahin waren es 177 Kilometer. In Zell scheint die Sonne zwar nicht mehr, dafür ist es zwischen den Bergen unglaublich schwül.

Der platte Reifen ist schnell gewechselt, trotz gelegentlich verwendeter Klimaanlage zeigt sich das Dashboard des iX1 zuversichtlich. Knapp über 200 Kilometer verspricht uns der Computer noch. Na dann sollten wir ja auch wieder nach Hause kommen, oder?

Unser Ergebnis: Weniger als versprochen, mehr als erwartet

Wie man in Österreich schon sagt, es geht retour. Die gleiche Strecke. Zirka gleiche Geschwindigkeit – zum Ende hin sind wir fast genau 5 Stunden unterwegs, als wir in die Tiefgarage der Motorworld fahren. 366 Kilometer mehr sind auf dem Tacho. Wir sind heilfroh, dass wir daheim sind – denn 10 Kilometer mehr und wir wären auf der Autobahn liegen geblieben.

Insgesamt haben wir es also trotz langer Autobahnfahrt und Klimaanlage auf zirka 370 Kilometer geschafft. Denn wer hätte es gedacht: Der Akku fühlt sich bei 30 Grad pudelwohl – mit sparsameren Fahren abseits der Autobahn und luftigeren Klamotten (das heißt: keine Klimaanlage), dann wäre sicher noch mehr Reichweite drin gewesen.

Trotzdem ein ordentliches Ergebnis. Selbst, wenn ihr die Batterie leer fahrt: Bei einer Schnellladesäule, die mindestens 128 kW ausspuckt, seid ihr in zirka 30 Minuten von 10 Prozent wieder auf 80 Prozent und für weitere 300 Kilometer mobil. Für den Urlaub taugt das allemal. Für den BMW iX1 xDrive30 gibt es von uns einen Daumen nach oben.

BMW iX1: Alle Modelle im Überblick

Das Elektro-SUV bieten die Bayerischen Motoren-Werke seit 2022 an, er ist also noch recht frisch. Das bedeutet auch, dass es noch eine recht geringe Modellvariation gibt – bisher können sich BMW Kunden entweder für den iX1 xDrive30 oder den eDrive20 entscheiden. Die technischen Daten haben wir euch der Übersicht halber in die folgende Tabelle gepackt.

Die geschätzte, reale Reichweite (GRR) spiegelt das Ergebnis unter idealen Bedingungen für das Auto wider – wir gehen von knapp 20 bis 23 Grad Celsius aus, die Klimaanlage bzw. die Heizung bleibt aus. Im Winter oder im Sommer kommt ihr selbstverständlich nicht so weit, schließlich sind die genannten Energiefresser im Einsatz. Die dann noch geschaffte Reichweite nennen wir minimale GRR.

Falls ihr den Bericht gerade mobil lest: Bitte rotiert euer Handy kurz um 90 Grad, damit ihr die Tabelle leichter lesen könnt.

Modell eDrive20 xDrive30
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h 180 km/h
0-100 km/h 8,3 s. 5,6 s.
Leistung 150 kW (204 PS) 230 kW (313 PS)
Batteriegröße 64,7 kWh 64,7 kWh
maximale Ladeleistung (DC) 128 kW 128 kW
Reichweite (WLTP) 390 km 380 km
Geschätzte reale Reichweite (GRR) 370 km 370 km
Minimale GRR 330 km 320 km

E-Auto bei Hitze: Kein Problem!

Bestimmt wundert ihr euch jetzt: Warum sind wir trotz dem heißen Wetter so weit gekommen? Das liegt daran, dass dem Akku die hohen Temperaturen wumpe sind.

Tatsächlich kann sogar das Gegenteil der Fall sein! Die Batterie kann durch Wärme leistungsfähiger werden. Während ihr euch die Finger am Lenkrad verbrennt, performt der Akku zwischen 30 und 40 Grad hervorragend.

Elektroauto-Akku: Wann ist Schluss?

Während die Fahrer vor sich hin brüten, ist der Batterie alles bis jenseits der 100 Grad Celsius Umgebungstemperatur herzlich egal. Immerhin befindet sie sich jederzeit im Schatten. Erst dann wird es wortwörtlich brenzlig, aber bei den Temperaturen hätte man ohnehin ganz andere Sorgen.

Selbst wenn ihr euch in absoluten Ausnahmesituationen befindet, registrieren die Temperatursensoren die Hitze und die Steuereinheit transportiert sie über die Kühlsysteme ab. In diesen Fällen kann der Computer sogar die Geschwindigkeit eures Fahrzeugs begrenzen, um dem Akku eine kleine Verschnaufpause zu geben.

Reichweitenfresser: Davor solltet ihr euch hüten!

Wie bereits erwähnt, geht es eurem Auto auch bei 40 Grad noch super – euch aber wahrscheinlich nicht. Das bedeutet hingegen, dass ihr die Klimaanlage anwerfen müsst, um nicht zu schmelzen. Das frisst ordentlich Reichweite, daher solltet ihr sie nur selektiv einsetzen. Bis zu 15 Prozent der Reichweite könnt ihr durch (exzessive) Nutzung der Klimaanlage verlieren.

Daher solltet ihr das Auto bestenfalls im Schatten von Bäumen oder direkt in der Tiefgarage parken – so muss die Lüftung nicht so schwer heben, um euch vor dem Hitzschlag zu schützen.

Ein weiterer Tipp trifft allgemein für E-Autos zu: Fahrt etwas ruhiger. Heizt ihr um die Kurven, beansprucht das Batterie und Motor. Hier ist dann nicht die Temperatur per se das Problem, sondern der erhöhte Energieverbrauch.

CarVia-Fazit: Typisch BMW trotz Elektroantrieb

Kurze, persönliche Meinung: Eigentlich war ich noch nie Fan von SUVs, geschweige denn Elektro-SUVs. Doch beim iX1 bin ich geneigt, eine Ausnahme zu machen. Vielleicht, weil er „der Kleine” aus dem BMW-Lineup ist. Oder aber, weil er sich so sehr anfühlt, wie wir es von einem BMW erwarten. Wenn ihr dabei jetzt die Stirn runzelt und euch um meinen Geisteszustand sorgt, dann könnte ich euch das nicht mal übel nehmen.

Vom „normalen Durchschnitts-BMW”, wie man ihn kennt und liebt, trennen den iX1 schließlich Welten – der Heckantrieb sowie der Reihen-Sechser fehlen, stattdessen gibt es Frontantrieb und Elektromotor. Aber das ist gar nicht schlimm. Denn dafür haben die Münchner beim SUV zu viel richtig gemacht. Das kann auch mit dem Design zusammenhängen, das die Einflüsse aus Fernost, die so viele andere Marken mittlerweile integrieren, zugunsten klassischer BMW-Optik bisher ignoriert. Da mag man vielleicht Lokalpatriotismus vermuten, doch auch der ADAC zeigt sich begeistert … okay, die sitzen auch in München.

Dabei ist der BMW iX1 nicht besonders schnell oder leistungsstark – dafür aber vergleichsweise sparsam. Mit der relativ kleinen 64-kW-Batterie kommt man sehr weit, auch wenn die 440 WLTP-Kilometer eher utopisch sind. Unserer Meinung nach sind 30 Minuten Ladezeit nach 4 oder 5 Stunden Fahrt aber auch vertretbar.

Wollt ihr den Test auf eigene Faust wiederholen, sucht ihr den BMW iX1 xDrive30 bei unseren Rental-Modellen allerdings vergeblich. Stattdessen findet ihr das SUV bei uns im Carsharing in der Kategorie Komfort. Für nur 34 Cent pro Minute fahrt ihr bis zu einem Monat, zahlt dabei dank unserem flexiblen Tarif aber nie mehr als nötig.

CarVia Magazin

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