
Porsche 911 GT3 im Test: Unser Fazit nach 30.000 Kilometern
Unser Porsche 911 GT3 992 hat nun nach etwas über einem halben Jahr rund 30.000 Kilometer zurückgelegt und die erste Inspektion hinter sich. Deshalb ziehen wir jetzt ein Zwischenfazit und sprechen darüber, was unser GT3 besonders gut macht und wo er vielleicht nicht ganz so brilliert. Doch bei Porsche, und vor allem bei einem GT3, ist es gar nicht so einfach, etwas zu finden, das nicht begeistert.
Freut euch also auf unsere Erfahrung im Porsche 911 GT3 Langzeittest. Falls ihr selbst mal einen GT3 oder auch andere Modelle von Porsche fahren möchtet, könnt ihr bei uns einen Porsche mieten.
Inhalt
- Der Sound des Porsche 911 992 GT3: Auch mit OPF noch der Oberhammer?
- Das Getriebe: Doppelkupplung dominiert alles
- Der 4.0 Liter Saugmotor: Trotz herausforderndem Konzept Leistung und Spaß en masse
- Das Design: Schönheit und Brutalität
- Die Qualität des Sportwagens überzeugt
- Trotz einer Nordschleifenzeit von unter 7 Minuten: Gar nicht so wenig Platz
- Und nun zu den weniger glänzenden Punkten:
Der Sound des Porsche 911 992 GT3: Auch mit OPF noch der Oberhammer?
Fragt man Fans des straßenzugelassenen Rennelfers, was sie am meisten an ihm schätzen, ist die Antwort oft der Sound. Der unverwechselbare Klang des freisaugenden Boxer-Motors, der seit der Einführung der Baureihe 996 immer wieder etwas mehr Hubraum bekommen hat, ist nicht nur laut, sondern auch von einer berauschenden Tonalität.
Gerade deshalb hatte ich beim 992 gewisse Bedenken, ob dieser Klang weiterhin so überwältigend sein würde. Wir hatten bereits den Porsche 718 Cayman GT4 in der Flotte, der uns enttäuschte, da der Vorgänger deutlich lauter war. Auch der 992 GT3 ist nun mit einem OPF (Ottopartikelfilter) ausgestattet, der den Sound merklich dämpft.
Aber wer eines der ersten GT-Modelle bekommen möchte, muss sich ohnehin gedulden, denn die Auftragsbücher sind voll, und man kann mit einer Wartezeit von mindestens 2 Jahren rechnen.
Doch schon am Auslieferungstag verflogen unsere Sorgen. Natürlich sollte man die ersten 1.500 km ruhig angehen lassen und den Porsche nicht gleich bis auf 9.000 Umdrehungen drehen. Was aber bereits bei 5.000 Umdrehungen für ein Feuerwerk losgeht, ist mit einem normalen Elfer nicht zu vergleichen. Und das Beste: Der Sound ist nicht nur laut, sondern trägt die Charakteristik des GT3 weiter. Im höheren Drehzahlbereich entfaltet sich das gleiche hohe Schreien, das einem sofort das Adrenalin in die Blutbahn pumpt und das Gehirn auf „Gib mir mehr, dreh noch höher!" umschaltet.
Mit anderen Worten: Ja, der Sound ist nach wie vor der Oberhammer!

Das Getriebe: Doppelkupplung dominiert alles
Die gute Nachricht zuerst: Der GT3 kann sowohl mit Schaltgetriebe als auch mit einem automatisierten Getriebe bestellt werden. Wir haben uns für das Automatikgetriebe entschieden, welches natürlich ein Doppelkupplungsgetriebe ist. Und obwohl Doppelkupplungsgetriebe heutzutage nicht mehr nur den Hardcore-Sportwagen vorbehalten sind, merkt man den Unterschied noch immer deutlich – vor allem bei der Schaltgeschwindigkeit. Die Gänge wechseln so schnell, dass es keine Zugunterbrechung gibt. Und damit meine ich wirklich keine.
Es macht so viel Spaß, dass man sich beim gemütlichen Fahren durch die Stadt immer wieder dabei erwischt, an den Schaltwippen hoch- oder runterzuschalten.
Das Getriebe zeigt auch auf der Rennstrecke, was es kann. Es weiß genau, welchen Gang man bei welcher Geschwindigkeit und welchem Kurvenausgang braucht. Eine präzise Feinabstimmung, die ihren Zweck hervorragend erfüllt. Chapeau an die Ingenieure von Porsche – ein besseres Getriebe wird es wohl nicht mehr geben.
Der 4.0 Liter Saugmotor: Trotz herausforderndem Konzept Leistung und Spaß en masse
Kommen wir zum Herzstück: dem Motor. Mit 4.0 Litern Hubraum und 510 PS ist die physikalische Leistungsgrenze des immer weiterentwickelten Triebwerks nun erreicht. Ohne Aufladung wird hier wohl nichts mehr herauszuholen sein. Überraschenderweise kann der GT3 dennoch mit der Konkurrenz, die auf V8-Motoren und doppelte Turboaufladung setzt, mithalten.
Das zeigt sich nicht nur in der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden, sondern auch, und das ist für mich viel wichtiger, im tatsächlichen Fahrgefühl. Trotz der linearen Leistungsentfaltung spürt man bei etwa 5.000 Umdrehungen einen weiteren Punch, der einem das Gefühl gibt, dass ein Turbo überflüssig wäre.
Man vermisst also keine zusätzliche Leistung. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man auf der Autobahn keinen 911 Carrera S und vor allem keinen GTS stehen lassen wird.
Das Design: Schönheit und Brutalität
Ich könnte den Porsche 911 GT3 stundenlang bewundern. Diese Kombination aus der klassischen Ästhetik eines Porsche 911 und den brutalen GT-Anbauteilen löst in mir, ähnlich wie bei einem Kunstwerk, eine Vielzahl von Gefühlen aus.
Besonders der neue Schwanenhals-Heckflügel, der eigentlich überdimensioniert wirkt, aber dennoch nicht von der Schönheit des Autos abbricht, vollendet das Gesamtbild. Dieser GT trägt seinen Namen definitiv zu Recht.

Die Qualität des Sportwagens überzeugt
Der Porsche 911 GT3 überzeugt mit einer grandiosen Qualität, die über das Interieur und die Spaltmaße hinausgeht, die mittlerweile bei vielen deutschen Fahrzeugherstellern auf hohem Niveau sind. Was hier wirklich beeindruckt, ist die Wiederholbarkeit der Leistung des Fahrzeugs.
Es scheint dem Auto nichts auszumachen, praktisch jede Fahrt bis an die Leistungsgrenze zu treiben oder gern auch mal Material-fressende Features wie die Launch Control zu nutzen. Und wir können das mit Gewissheit sagen, da die 30.000 km von vielen verschiedenen Fahrern zurückgelegt wurden, die bei jeder Fahrt den maximalen Fahrspaß erleben wollten.
Trotz einer Nordschleifenzeit von unter 7 Minuten: Gar nicht so wenig Platz
Wenn wir über das Platzangebot des GT3 sprechen, sollten wir im Hinterkopf behalten, dass dieses Auto in der Lage ist, die Nordschleife in unter 7 Minuten zu umrunden – eine Leistung, die außer diesem Fahrzeug nur eine Handvoll Hypercars erreichen. Und trotzdem hat der GT3 eine großzügige Fronthaube, die Platz für fast zwei Bierkästen bietet, und auch der Innenraum lässt genügend Platz, um den Fond mit Gepäck zu füllen.
Natürlich ist der Stauraum im Vergleich zu einem Familienwagen begrenzt. Aber für eine Woche auf Reisen sollte es bei der Wahl von Taschen statt sperriger Koffer kein Problem sein, ausreichend Platz zu finden.
Und nun zu den weniger glänzenden Punkten:
1. Lieferzeit und Verfügbarkeit
Nachdem ihr nun die vielen positiven Eigenschaften des ultimativen Rennstreckenautos für die Straße gelesen habt, denkt ihr sicherlich: „Alles klar, jetzt hole ich mir einen!" Doch das ist nicht so einfach, denn die Lieferzeit für einen GT3 beträgt aktuell etwa 2 Jahre.
2. Leistung hat Luft nach oben
Auch wenn die Leistung des GT3 völlig ausreicht, würde man natürlich gerne mit einem McLaren auf der Autobahn mithalten können. Die 510 Sauger-PS reichen dafür leider nicht ganz aus. Daher sollte man den Sportwagen lieber auf kurvigen Landstraßen oder direkt auf der Rennstrecke bewegen.
3. Unsere Scheiben mussten häufig ausgewechselt werden
Schon zu Beginn musste die Seitenscheibe hinten links gewechselt werden, weil sich ein Kunde beim Aussteigen daran anlehnte. Der Austausch zog sich ewig hin, da die Polycarbonat-Scheibe entweder schon beschädigt ankam oder beim Einbau mehrmals zu Bruch ging. Auch die Scheibe an der Fahrertür ging zu Bruch, als ein Kollege beim Fahren versehentlich dagegen kam.
Es zeigt sich also, dass Rennsport-Autos nicht unbedingt für den Alltagseinsatz geeignet sind und man auf die leichten Teile etwas mehr achten muss als bei einem normalen Elfer.
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