Ist ein BMW X6 M Competiton überhaupt noch moralisch vertretbar?
Der BMW X6 M Competition polarisiert in jeder Hinsicht. Dürfen sich schon Besitzer normal motorisierter, größerer SUVs inzwischen immer öfter mit netten Briefchen an der Windschutzscheibe unter dem Hinweis auf den Klimawandel auseinandersetzen, setzt der X6 M dieser Unvernunft die Krone auf.
Mit einem doppelt aufgeladenen V8-Biturbo und 625 PS Leistung soll der 2,3 Tonnen schwere SUV in 3,9 Sekunden von 0-100 km/h beschleunigen. Wie viel Sprit dabei verbraucht wird, will nicht mal der Fahrer dieses Monsters wissen.
Ungeachtet der Frage, wie zeitgemäß dieses Auto daher sein mag, ecken solche Fusionen aus Sportwagen und Geländewagen auch bei den Petrolheads oft an. Denn da ist man sich größtenteils einig, dass sportlich fahren und viel Gewicht nichts miteinander zu tun haben.
Ich bin also der Frage nachgegangen, ob der BMW X6M Competition wirklich so schwer zu verdauen ist.
Das Design des BMW X6 M Competiton
Von außen erschlägt einen der getunte X6 förmlich. Zwar schafft er es in der neuen Generation mit schmalen LEDs, das Gesamtpaket deutlich filigraner wirken zu lassen, aber steht auch nur irgendwo in der Nähe ein normal großer Pkw, denkt man, der X6 ist eher ein Panzer.
Das ist optisch nicht für jedermann was und wenn man an der Ampel mal einen Blick rüber wagt, stößt man oft auf einen gewissen Typ Fahrer. Dann versteht man, dass auch die Zielgruppe eine besondere ist.
Trotzdem empfinde ich den X6 für die schwer zu designende Klasse der SUV-Coupes gut gelungen.
Im Interieur dagegen fühlt man sich sofort wohl. Sowohl die eingesetzten Materialen, als auch der natürliche Ledergeruch schaffen ein phänomenales Ambiente, das durch ein super Innenraum-Platzgefühl abgerundet wird. Ich würde das Gesamterlebnis hier mit einer Mercedes S-Klasse vergleichen, also wirklich absoluter High-End-Luxus.
Der 4,4 Liter V8-Motor des BMW X6 M
Der 4,4 Liter große V8 aus dem X6 ist aus dem BMW M5 und M8 schon bekannt. Auch hier bringt er als Competition jeweils 625 PS an die Räder. Und genauso, wie er in den Konzernbrüdern brilliert, tut er das auch in der hochgelegten Variante.
Die Leistungskurve ist schier endlos. Egal, ob man sich gerade im Cruiser Modus befindet und bei niedrigen Umdrehungen im 7. Gang kurz angast, oder im fast roten Bereich des 3. Gangs beschleunigt. Der Motor hat so viel Kraft, dass man sich über das hohe Gewicht des Monstrums freut, da es sich ansonsten schon fast eher wie beamen anfühlen müsste.
Und das tut der Motor nicht nur subjektiv extrem gut. Auch im Duell mit den anderen 8 Zylindern von Audi, Mercedes und sogar Porsche rennt der BMW einfach davon.
Doch diese unendliche Kraft macht sich natürlich auch im Verbrauch bemerkbar und so muss man sich nicht darüber wundern, dass man im Competiton alle 400 km wieder 90 Liter nachtanken muss.
Und wie geht jetzt so ein Monster a la BMW X6 M Competition um die Ecke?
Diesbezüglich hatte ich die größte Skepsis. Mit dem X6 M Competition stupide Gas geben zu können und auf der Autobahn alles nach rechts zu verdrängen, war anhand der technischen Daten schon abzulesen. Aber verhilft ihm die M GmbH auch zu wirklich guter Kurvendynamik?
Dazu habe ich mich auf unsere Hausteststrecke im Münchner Süden gewagt und den Hobel in den Track Modus geschaltet. Übrigens eine wirklich überragende Erfindung von BMW M, mit einem Zug an beiden Schaltwippen werden alle technischen Helferlein und sogar das Navi und gerade laufende Musik ausgeschaltet, damit man sich nur auf die Straße und reichlich Geschwindigkeit fokussieren kann.
Und siehe da, schon beim Anbremsen in die erste Kurve untersteuert der Koloss nicht, sondern bewegt sich, ohne auch nur ansatzweise zu wanken, in ein leichtes Übersteuern, sodass man das Fahrzeug perfekt ins Kurveninnere anstellen kann.
Von dieser unerwarteten Sportlichkeit überrumpelt, traut man sich dann schon im Mittelscheitel wieder aus Gas zu treten. Und schon wieder tut er es. Statt unter Stöhnen das Gewicht über die Vorderachse zum Kurvenäußeren zu tragen, dreht er sich noch mehr ein und kommt leicht mit dem Heck, sodass die mithilfe des Allradantriebs auch betriebene Vorderachse das ganze Fahrzeug dann nach vorne ziehen kann.
Unglaublich, aber geil. Mit diesem SUV kann man tatsächlich Sachen machen, die ich mit dem Popometer eher einem BMW Z4 zugeordnet hätte.
Also ist der BMW X6 M gerade ein Traumwagen, weil er Sportwagen & SUV vereint?
Das kann ich so nicht unterschreiben. Denn will man tatsächlich einen Sportwagen, dann bekommt man für deutlich weniger Geld ein noch viel besser geeignetes Fahrzeug wie zum Beispiel einen BMW M2. Und im Alltag ist der Motor deutlich zu stark für den X6. Hier ist man tatsächlich immer noch besser mit einem Diesel bedient, bei dem man nur halb so oft zum Tanken aussteigen muss.